Chancen und Risiken

Chancen und Risiken: Zwei Seiten einer Medaille?

Bei der „Geburt“ einer Strategie- insofern diese von einer SWOT-Analyse begleitet  wird – werden Chancen und Risiken im Regelfall als ein Untersuchungsgegenstand verstanden. Hierbei werden Umfeldfaktoren dahingehend bewertet, ob sie aus Sicht des Unternehmens als Opportunities (Chancen) oder Threats (Gefahren) zu bewerten sind. Nach Abschluss der Strategiekonzeption erfolgt jedoch in vielen Unternehmen eine dauerhafte Trennung dieser „Zwillinge“. Die Chancen werden in die Obhut der strategischen Abteilungen übergeben, die Risiken im Bereich des Risikomanagements angesiedelt. Diese Aufspaltung ist nicht nur inhaltlich fragwürdig, sondern aus Unternehmenssicht oftmals klar kontraproduktiv.

Ob man Umfeldentwicklungen nun als Chance oder Risiko wahrnimmt, ist keine objektive Wahrheit, sondern abhängig von der Sichtweise und dem Standpunkt des jeweiligen Individuums. Das begriffliche Gegensatzpaar kann oftmals sehr nahe beieinander liegen, je nachdem wie schnell man in der Lage ist, eine Entwicklung zu erkennen und darauf zu reagieren. Interessanterweise sind es gerade die vielgescholtenen Spekulanten auf den Finanzmärkten, welche diese Erkenntnis verinnerlicht haben und bspw. mittels Optionsgeschäften von generell als negativ wahrgenommenen wirtschaftlichen Entwicklungen profitieren. Dies mag moralisch zweifelhaft erscheinen, ist aber ökonomisch oftmals sehr wirkungsvoll.

 

Umfeldanalyse – Eine Frage der Perspektive

Sicherlich ist es für Unternehmen, welche ein langfristig etabliertes Geschäftsmodell vorhalten, deutlich komplexer ihr wirtschaftliches Handeln an die sich verändernden Umfeldbedingungen anzupassen als für Spekulanten, welche lediglich ihre Finanzmittel in den Geschäftszweck mit einbringen. Jedoch sollten auch Führungskräfte nicht die Augen davor verschließen, dass manch allgemein gefürchtetes Risiko für die individuelle Unternehmenssituation eine klare Chance darstellen könnte. So kann bspw. ein etwas verschlafenes Hotel im Bayrischen Wald – zum richtigen Zeitpunkt intensiv beworben – eine erholsame Alternative zu beliebten Urlaubsregionen mit temperamentvoll ausgetragener politischer Neuorientierung darstellen. Ein massiver Anstieg der Zahlungsunfähigkeit innerhalb einer Branche ist für alle Beteiligten eine unangenehme Entwicklung- außer für den spezialisierten Sanierungsberater.

Damit Unternehmen überhaupt in der Lage sind, solche Potentiale zu erkennen, gilt es die nach der Geburt getrennten Zwillinge wieder zusammenzuführen. Hierbei müssen die vorgegeben „Chancen“- bzw. „Risiken“-„Brillen“ bei der Umfeldanalyse aufgegeben werden. Ein integriertes Chancen- und Risikomanagement stellt einen Gegenentwurf zur separierten Konzentration auf die positiven bzw. negativen Aspekte der Umfeldentwicklung dar und ermöglicht es Unternehmen, Themen unvorbelastet hinsichtlich möglicher Erfolgspotentiale zu bewerten.

Wie stellt sich die Situation in Ihrem Unternehmen dar? Sehen Sie Chancen und Risiken als „zwei Seiten einer Medaille“ oder doch als Aufgabe zweier Abteilungen?

Ihr Sebastian Reek

Sebastian Reek
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