Führung und Kommunikation

Kästchen, (ich) wechsle dich!

Die Personalszene hat wieder ein neues Thema: dass nämlich die Gen Y gar nicht existiert – oder zumindest nicht in der Reinheit und Ausgeprägtheit, wie sie vielfach beschrieben, herbei zitiert und als wichtigste strategische Herausforderung oder auch als Schreckensszenario für die Unternehmen bedeutet wurde. Also wieder alles auf Anfang? Nein, denn die Diskussion zeigt, dass gerade die Etikettierung des Denkens und Verhaltens kompletter sozialer Gruppen notwendigerweise klischeebehaftet und vor allem undifferenziert sowie höchst fehlerhaft sind: Nicht jeder der heute zwischen 20- und 30-Jährigen ist so „selbstbewusst, anspruchsvoll, auf der Suche nach Sinn statt Status“ (DIE ZEIT 11/13) oder auch so „lazy, narcissistic and prone to jump from job to job” (www.livescience.de), dass er permanent etablierte Strukturen in Frage stellt und – stets im Blick auf die eigene Work-Life-Balance –persönliche Zuwendung, individuelle Unterstützung und maßgeschneiderte Angebote für sich reklamiert.

 

Revolution statt Evolution

Die Binsenweisheit, dass jede Jugendgeneration sich von ihren Vorgängern abzugrenzen und zu unterscheiden versucht und dabei nicht immer von den Älteren so ganz verstanden werden muss, gilt auch hier. Allerdings verweist das unterstellte Stereotyp auf einen gesellschaftsweiten Trend, der tatsächlich einen Unterschied macht, und zwar für alle Generationen im privaten wie im beruflichen Umfeld: Die Digitalisierung bedeutet eben keine Evolution, sondern eine Revolution der sozialen Kommunikation, die als globaler Veränderungsimpuls auf alle gesellschaftlichen Lebensbereiche trifft und gleichzeitig durch soziale Gegenbewegungen und neue Normen kollektiver Verständigung adaptiert und verändert wird.

 

Individuelle Führung und Kommunikation

Zurück zu den Kästchen: Welchen Nutzen haben diese in einer Zeit, in der basierend auf einem technologischen anything goes auch in sozialen Systemen neue Muster und Grenzverflüssigungen zum Normalfall werden und damit bestehende Typisierungen und Zuordnungen (wie jemand oder etwas zu sein hat) durcheinanderwirbeln. Die Kästchen werden also neu sortiert und komplex ineinander gestapelt. Genau darin könnte tatsächlich ein Unterschied der Generationen liegen: in der Bereitschaft und Fähigkeit, dieses nicht nur zu akzeptieren, sondern herauszufordern und damit eine immer größere Vielfalt an Chancen und Möglichkeiten in die Gesellschaft zu tragen. Und die Personaler? Können sich eigentlich darüber freuen und diese – zugleich alten und neuen – Aufgaben einer höchst individuellen Führung und Kommunikation mit den Mitarbeitern (jeden Alters) engagiert in Angriff nehmen.

 

Anja Ebert-Steinhübel
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