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In der heutigen Geschäftswelt stehen CFOs vor vielfältigen Herausforderungen: Neben der traditionellen Finanzverantwortung müssen sie zunehmend strategische Rollen mit einer deutlich umfassenderen Themenvielfalt übernehmen, die über das reine Zahlenmanagement weit hinausgehen. Beispielhaft dafür stehen Governance, Performance und (moderne) Geschäftsmodelle. 

Governance: Mehr als nur Compliance 

Governance umfasst die Regeln und Prozesse, die sicherstellen, dass ein Unternehmen ethisch, transparent und effizient geführt wird. Für CFOs bedeutet das die Überwachung der Finanzberichterstattung, die Einhaltung von Vorschriften und die Minimierung von Risiken. Gute Governance stärkt das Vertrauen der Stakeholder, verleiht Stabilität durch klare Strukturen und schafft so insgesamt eine solide Basis für nachhaltiges Wachstum. 

Performance: Erfolgsfaktoren steuern 

Ein effektives Performance-Management ist entscheidend, um die Leistung eines Unternehmens zu messen, zu verbessern und die Unternehmensziele proaktiv zu managen. CFOs analysieren, überwachen und steuern wichtige finanzielle und operative Leistungsindikatoren (KPIs) wie Umsatzwachstum, Rentabilität, Liquidität und Effizienz sowie nicht-finanzielle Kennzahlen wie Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterbindung. Darin liegt die Schlüsselrolle für nachhaltiges Wachstum und optimale Wettbewerbsfähigkeit. 

Geschäftsmodelle: Agilität und Innovation 

In schnelllebigen Zeiten, in denen digitale Transformation und disruptive Technologien ganze Branchen verändern, müssen CFOs die Geschäftsmodelle ihrer Unternehmen regelmäßig auf den Prüfstand stellen. Mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen kann flexibel auf Marktveränderungen reagiert werden, passende Chancen für Innovationen erkannt und die Performance der Organisation gestärkt werden.

Eine praxisorientierte Auseinandersetzung mit diesem Thema und weiteren spannenden Schwerpunktthemen erleben Sie auf unserem CFO-Summit 2024.

Eine Erkenntnis, die wir aus der Corona-Krise gewonnen haben, und zwar nicht nur im Wirtschafts-, sondern auch in unserem sozialen und privaten Leben ist die fast selbstverständliche Überbrückung und Ergänzung analoger durch digitale Medien.

Brauchen wir jetzt überhaupt noch eine Digitalisierungsstrategie?

Vor allem brauchen wir eine Strategie für die Gestaltung von Normalität nach der Schockstarre, für die Ausweitung der Optionen in neuen Produkten, Services, Märkten nach dem Engpass, für die Generierung neuer und nachhaltiger Nachfrage und (Er-)Neuerung der Lieferketten nach dem aktuellen Einbruch – schneller oder langsamer, je nach Branche und Funktion. Wir brauchen also Strategien zum Überleben des Heute und zur Gestaltung des Morgen, in dem Digitalisierung eine ganz selbstverständliche Rolle spielen wird. – Und wir brauchen sie genau jetzt!

Kein one-best-way, sondern eine Chance

Profitieren von der aktuellen Krise werden diejenigen, die in der Vergangenheit bereits auf Digitalisierung gesetzt haben, und zwar im umfassenden Sinne einer umfassenden Transformation, i.e. in einer (digitalen) Optimierung der Geschäftsmodelle und -prozesse, einer Flexibilisierung und Neuausrichtung der Organisation, vor allem aber in der Motivation und Inspiration der Mitarbeiter/innen und Führungskräfte für innovative Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit. Profitiert haben bereits die Unternehmen, die ganz lässig auf diesen Zug aufgesprungen sind. Ganz sicher ist Digitalisierung – jenseits der Buzzwords des agile-anythings – auch eine Frage des Mindsets. Das zwar von niemand gewollte, jedoch für alle überlebenswichtige #Zusammenhalten und #Zuhausebleiben offenbart für die #SharingEconomy vielleicht die eine oder andere #Innovation. Digitalisierung ersetzt nicht das Nachdenken über die Realität, aber eine Realität, die ohne Digitalisierung gedacht wird, bleibt eine verpasste Chance.

 

Social Media

Das Thema Digitalisierung beherrscht die aktuelle Diskussion im Bereich der Geschäftsmodelle, der Führung sowie der Unternehmenssteuerung wie kein Zweites. Dabei reichen die Reaktionen von der totalen Euphorie bis hin zur Prophezeiung der Apokalypse. Nur wirklich kalt lässt das Thema erfreulicherweise immer weniger Menschen. Wer sich diesem Phänomen mit einer gewissen Neugier nähert, läuft jedoch schnell Gefahr, durch fehlleitende Sprachgebilde – seien sie nun bewusst oder fahrlässig eingesetzt – hinsichtlich der Frage, wie das eigene Unternehmen mit dieser Digitalisierung umgehen soll, auf eine falsche Fährte gelockt zu werden. Dieser Blogbeitrag kann dabei helfen, die Dinge richtig einzuordnen.

 

Digitale und reale Welt

Wenn von den aus der Digitalisierung resultierenden Veränderungen gesprochen wird, verwenden viele Personen gerne das – vermeintliche – Gegensatzpaar „digital“ und „real“. Digital bezeichnet dabei dann die Entwicklungen und Möglichkeiten der „neuen digitalen Welt“, „real“ die bestehenden, greifbaren Gegebenheiten. Gefährlich wird dies, wenn man daraus nun ableitet, dass Dinge welche digital bzw. virtuell sind, dadurch eben nicht real sind. Diese Fehleinschätzung wird dann problematisch, wenn ein Unternehmen bspw. dringend benötigte Fachkräfte nicht gewinnen kann, da die Google Suche zum Unternehmen schnell die „Kununu“-Ergebnisse hinsichtlich der Arbeitgeberqualitäten aufzeigt, welche eine römische Galeere als vergleichsweise angenehmen Arbeitsplatz beschreiben. Oder eine Pizzeria sich über leer bleibende Tische wundert, während in den „TripAdvisor“-Bewertungen darauf hingewiesen wird, dass jede „Dr. Oetker“-Pizza den Arbeitsergebnissen des verantwortlichen Bäckers vorzuziehen ist (tatsächlich ein reales Beispiel) . In beiden Fällen ist die Plattform der Information zwar digital, die Auswirkungen auf die Zielgruppen zeigen sich jedoch bis in die realste aller ökonomischen Messgrößen – den Kontostand des Unternehmens.

Dinge die digital sind, können also durchaus gravierende Auswirkungen auf bestehende geschäftliche Sachverhalte haben. Und dies dummerweise sogar auch dann, wenn man für sich selbst bzw. für das eigene Unternehmen beschlossen hat, sich von all diesem digitalen Teufelswerk möglichst weit entfernt zu halten. Leider bleibt mir an dieser Stelle nichts anderes übrig, als einzugestehen, dass ich für „digital“ auch kein passenderes Antonym parat habe. Dies ist jedoch nicht wirklich schlimm, denn dieser ominöse Drang zur Abgrenzung des Digitalen vom Bestehenden sollte besser heute als morgen obsolet werden. Dem steht jedoch eine weitere Problemstellung entgegen:

Der Mythos „Netzgemeinde“

Dieses weitere kapitale Missverständnis-Potenzial liegt im leidigen Begriff der „Netzgemeinde“. Diese kirchlich anmutende Wortschöpfung wird zum Beispiel gerne dazu verwendet, wenn Moderations-Assistenten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zum Auffüllen der Sendezeit mit dem Vorlesen der – politisch korrekten – Twitter-Kommentaren zur Sendung beauftragt werden. Auch Politiker nutzen diesen Begriff gerne, wenn sie von ihren tapsigen Erkundungen des „Neulands“ berichten.

Wo das Problem dabei liegt? Der Begriff „Netzgemeinde“ suggeriert dem Betrachter bzw. Zuhörer, dass es sich hierbei um eine greifbare Randgruppe handelt, welche über eine überschaubare Mitgliederzahl verfügt, eine gemeinsame Interessenslage besitzt und zudem losgelöst von der vermeintlichen Wirklichkeit des Probanden in ihrer digitalen Blase agieren. Als wären die Nutzer des Internets im Allgemeinen und der Social Media Plattformen im Speziellen eine kleine Gruppe Sonderlinge, welche sich in einem lichtgeschützten Bunker an ihren Netzaktivitäten erfreuen und welche man als Neuling in der digitalen Welt zu besonderen Anlässen aufsuchen kann. Der Blick in Twitter als moderner Weg zum Orakel von Delphi.

Eine aus Sicht von Digital-Skeptikern sicher sehr charmante Abgrenzung von vermeintlich separierten Realitäten, welche jedoch nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte: So lag der Anteil der Internetnutzer in Deutschland – bemessen an der Gesamtbevölkerung – in 2015 bei fast 78 % (Quelle: Statista). Wenn Sie sich also einmal vorstellen, ihr deutscher Markt wäre ein kleines Dorf mit 100 Einwohnern, könnten Sie immerhin 78 Personen davon – natürlich dummerweise auf unterschiedlichsten Wegen und über unterschiedliche Plattformen – über digitale Kanäle erreichen. Eine doch ziemliche bedeutsame Randgruppe.
(Dass ein Dorf dieser Größe in Deutschland tatsächlich einen belastbaren Internetzugang hat, ist natürlich ein rein theoretisches Denkkonstrukt. Im Hinblick darauf, dass die neue „Digital“ -„Strategie“ der Bundesregierung primär darauf abzielt, die magentafarbene Kundenservice-Ikone des Netzbetriebs durch eine zweitklassige Technologie wieder zu einem erstklassigen Monopolisten zu machen (vgl. hierzu bspw. Thaele, J.: Warum Glasfaser der Vectoring-Technik haushoch überlegen ist), wird sich hieran leider auch mittelfristig nichts ändern.)

 

Die richtige Zielgruppenansprache

Es bleibt also festzuhalten, dass Unternehmen im Web keine überschaubare Gruppe an IT-Freaks begegnet, sondern die Mehrzahl der Bevölkerung, und damit auch die eigenen Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter. Verantwortliche, denen das nicht bewusst ist, agieren gerne mit besonderen Werbeaktionen und Ansprachen, ausschließlich für die „Netzgemeinde“. Im besten Fall gelingt hier ein Glückstreffer oder der Kommunikationsversuch verpufft zumindest wirkungslos. Dann ist nicht viel erreicht, aber immerhin auch nicht viel kaputt. Im schlechteren Fall mündet die fixe Idee, Webplattformen als Marketing-Versuchslabor zu verwenden, in denen man an auserwählten Probanden neue Ansprachen und Produkte erprobt, mit welchen man sich noch nicht an die Stammmärkte wagen möchte. Dieser naive Versuch, einen Gesichtsverlust des Unternehmens abzuwenden, mündet zumeist genau in diesem.

Natürlich gibt es auch das andere Extrem: Unternehmen, welche mit einem Minimal-Budget eine Online-Werbeanzeige schalten und nun hoffen, nur noch Minuten vor der Erschließung unermesslicher neuer Marktpotenziale zu stehen. Dies erinnert dann auf amüsante Art und Weise an Facebook-Neulinge, welche ihre 15 „Freunde“ täglich mit „Guten Morgen Welt!“ begrüßen. Was nicht bedeutet, dass Online-Marketing zwangsläufig teuer sein muss. Doch erst wenn die Erkenntnis gereift ist, dass die Netzgemeinde eben nicht DIE Netzgemeinde ist, sondern vom Kleintierzüchter-Forum, über Sushi-Blogs bis zur Aufsichtsrats-Community reicht, kann der nächste Schritt erfolgen: Eine aktive Auseinandersetzung mit den wirklichen relevanten Zielgruppen. Aber das ist genug Stoff für eine ganz neue Geschichte.